Janina S.

Alter: 27 Beruf: Onlineredakteurin und Studentin (Technik-Kommunikation) Wohnort: Aachen Geburtsort: Heinsberg

Warum hast du diesen Ort für dein Foto ausgewählt?

Das Queer-Referat der RWTH habe ich als Repräsentation von all den Queer-Orten genommen, wo ich schon mal Zeit verbracht habe. An diesen Queer-Orten bekommt man ein ganz anderes Bild von Geschlechterrollen vermittelt als in einer anderen Vereinigung. Queer ist auch generell ein relativ großes Thema, denn wenn man sich mit Feminismus auseinandersetzt, dann betrachtet man ja auch immer eine Form von Unterdrückung. Gerade in Queer-Räumen hat das noch mal eine Extra-Komponente, es sind ja nicht nur Heterofrauen, die unterdrückt werden, sondern auch Transgender-Frauen, lesbische Frauen, bisexuelle Frauen, das ist noch mal eine andere Art der Unterdrückung, aber auch eine wichtige, die manchmal vergessen wird.
Beim Queer-Referat der RWTH habe ich auch einiges gelernt, aber ich bin erst relativ spät dorthin gekommen. Seitdem ich 12, 13 bin, war ich schon an solchen Orten unterwegs, das war dann in Köln oder bei mir im Heimatort. Aber jetzt seit den letzten Jahren, als ich auch bei Demos mitgelaufen bin, war ich dann auch im Queer-Referat. Das ist auch eins der aktivsten in Aachen. Es gibt nicht ganz so viele Queer-Clubs in Aachen und viele von denen sind Jugendclubs, in die man ab einem gewissen Alter nicht mehr reinfällt.

Was ist Feminismus für dich?

Die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung besonders von Frauen mit Männern, aber weiter gefasst auch alle Geschlechter, dass es keine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht gibt. Und keine unterschiedliche Behandlung aufgrund des Geschlechts, mit dem man sich identifiziert. Das wäre meine Definition. Es gibt ja tausende Definitionen davon, und es gibt auch ganz andere Herangehensweisen, wie eine gesellschaftliche, eine individuelle… Ich lass’ das lieber immer etwas breiter gefächert. Weil dann viel mehr da drunter fällt, was sich noch gesellschaftlich ergeben könnte, statt eine statische, feste Definition zu haben. Und gerade auch das mit allen Geschlechtern: es gibt ja einige weiblich-orientierte Geschlechter, Identitäten, die jetzt nicht unbedingt unter „Frau“ fallen. Es ist wichtig, dass man das mitzieht. Es gibt so manche radikale Feministin, die Transgender-Frauen zum Beispiel nicht mit darunter zählen, weil sie sagen, die sind als Männer aufgewachsen und sind eigentlich auch noch Männer. Und das find’ ich doof, das lehne ich ab.
Es gibt beispielsweise traditionelle Geschlechterrollen in Beziehungen, die für gleichgeschlechtliche Paare nicht zutreffen. Wer bei den Kindern Zuhause bleibt, wer welchen Namen annimmt, wer die Hausarbeit macht, das wird individuell entschieden und hat nichts mit vorhandenen Rollenbildern zu tun. Auch wenn es darum geht, wie man sich als Frau zu verhalten, kleiden oder ähnliches hat, sind solche Geschlechterrollen für lesbische oder bisexuelle Frauen oft weniger wichtig. Man bekommt schon früh gesagt „schmink dich, aber nicht zu viel“, „zieh dich nicht prüde an, aber auch nicht zu aufreizend“, „lächle wenn man dich anguckt, aber lach nicht zu laut“, „hab Kurven, aber sei nicht dick“. Das sind alles Aussagen, die auf das abzielen, was Männer traditionell oder stereotypisch bei Frauen gut finden. Lesbische Frauen haben oft andere Ideale, weshalb solche Aussagen irrelevant für uns sind. Die Queer-Gemeinschaft ist daher in meiner Erfahrung offener, was Diskussionen über Feminismus angeht, da man alleine schon durch seine Existenz einige vorhandene Geschlechterrollen über den Haufen wirft.

Wie äußert sich dein Feminismus?

Wenn man in einer Gesellschaft aufwächst, die einen immer versucht, in ein Schema zu drücken, fängt man durch den Feminismus an, mal außerhalb der Box und ein bisschen weiter zu denken. Sachen zu hinterfragen, die man vielleicht in der Kindheit mal beigebracht bekommen hat. Das fängt dann oft mit frauenbezogenen Themen an, aber geht dann auch sehr viel weiter. Ich bin jemand, der bei Demos mitgeht und ich glaube, das hat das auch beeinflusst, dass man viel aktiver wird und sehr viel mehr mit Leuten in Diskussionen gerät, die vielleicht andere Einstellungen haben. Und das man dann auch gerade im Informatik-Studium-Umfeld – das sehr, sehr männerlastig ist – auch hier und da schon mal in Streitereien gerät, sich hier und da mal von Leuten entfernen muss. Gerade im Informatik-Studium war das schon ganz arg, da musste man mal spontan seinen halben Freundeskreis wechseln, weil es einfach zu anti-feministisch wurde. Weil die ganzen Witze, die gemacht wurden, größtenteils auf Kosten von Frauen und über Frauen waren. Das hat man vielleicht anfangs noch mitgemacht, als man noch nicht so sehr in dem Thema drin war, aber je mehr man dann darüber gehört und gelesen hat, desto weniger akzeptabel wurde das, was gesagt wurde.
Ich habe auch einen Blog, auf dem sehr viel in die Richtung Feminismus abläuft. Darüber lese ich auch von eher globalen Sachen, was man vielleicht in so einem kleinen deutschen Dorf oder einer kleinen deutschen Stadt sonst nicht mitbekommen würde. Rechtliche Sachen, was es überhaupt für Gesetze gibt und wie man allein deswegen schon diskriminiert wird. Auch Gerichtsverfahren oder ähnliches, was in Amerika abläuft, die würde man sonst in den Mainstream-Medien nicht unbedingt mitbekommen, aber im Internet hat man schon eher die Möglichkeit, auch mal solche Fälle zu hören und auch die persönlichen Geschichten von Frauen zu hören, mit denen man sonst nie in Kontakt treten würde. Und auch in anderen Social Media trete ich hier und da mal in Diskussionen ein und bin Teil von Facebook-Gruppen, in denen Nachrichten anders geteilt werden als von einer normalen Zeitung oder vom normalen Fernsehen.

Wann hast du dich das erste Mal bewusst als Feministin gefühlt oder bezeichnet? Gab es einen Auslöser dafür?

Es war relativ spät, obwohl ich ja schon sehr, sehr lange mit den Einstellungen und wofür die stehen in Kontakt gekommen bin. Das war ja schon als ich 12, 13 war, als ich das erste Mal in Queer-Clubs etwas über die ganzen Frauenrollen und Geschlechterrollen gehört habe. Aber ich glaube, das erste Mal, dass ich mich als Feministin bezeichnet habe, war, als der große Krieg gegen Feministinnen anfing. Das war, als ich ungefähr 17 oder 18 war und in der Gaming-Industrie sehr viel los war, weil Frauen langsam aber sicher angefangen haben zu sagen: Wir möchten in Spielen repräsentiert werden und wir möchten weibliche Hauptrollen in Spielen haben. Frauen machen 40% von den Spielern aus und trotzdem nur 17% von den Charakteren in den Computerspielen. So ist ein kleiner Krieg ausgebrochen, wo sich dann die Männerrechtsaktivisten auf die weiblichen Gamer eingeschossen hatten. Da wurden dann auch wirklich die Adressen der Frauen veröffentlicht und Morddrohungen geschickt, Fotos an deren Familien geschickt, in die die etwas reingeritzt hatten und was weiß ich nicht alles. Das war der erste große Moment, wo ich sagte: Ok, man muss jetzt wirklich Position beziehen, es reicht jetzt nicht mehr, nur zu sagen: „Ich glaube, dass alle gleichbehandelt werden sollen.“ Sondern dass man wirklich sagt: „Nein, ich bin Feministin“. Vorher wusste man in diesen Communities oft gar nicht, was die überhaupt für sexistische Ansichten im Hinterkopf hatten. Als das dann groß rauskam, musste man dann doch mal Stellung beziehen. Dieser Kampf hat bis heute nicht aufgehört.

Wie steht deine Familie zum Feminismus?

Unterschiedlich. Meine direkte Familie ist sehr zwiegespalten, was das angeht. Mein Bruder ist mir manchmal ein Dorn im Auge, was das angeht, weil er – wie ich auch – in der Gamer-Gemeinschaft groß geworden ist und da noch mal eine ganz eigene Form von Sexismus vorhanden ist, die dem zum Teil gar nicht bewusst ist. Die machen Witze und die Witze sind so geläufig, dass niemand sich darum Gedanken macht, was da wirklich hinter steht. Wenn mal eine Frau in den Chat kommt, dann werden Witze gemacht wie: „Geh ein Sandwich machen!“ und „Warum bist du nicht in der Küche?“. Und mein Bruder sagt dann: „Reg dich nicht darüber auf, ist doch egal, das hat doch nichts mit dir zu tun, das sind doch nur Witze, warum musst du immer wieder eine Diskussion anfangen“. Der würde sowas auch nicht selbst sagen, aber er versteht nicht, warum ich mich darüber aufrege, wenn es andere machen.
Meine Mutter ist diese Art Frau, die sagt: „Ja, es ist scheiße, wie Frauen behandelt werden, aber wir hatten damals noch nicht mal die Möglichkeit so und sowas zu machen und du solltest doch froh sein, dass du jetzt studieren gehen kannst und dass du nicht die Erlaubnis von einem Ehemann brauchst, damit du arbeiten gehen darfst.“ Einerseits versteht sie, was ich ihr darüber sage und stimmt mir auch zu, dass vieles von dem schlecht und diskriminierend ist, auf der anderen Seite sieht sie aber auch, wie es bei ihr war und sieht das relativierender als wir, die schon in einer anderen Generation aufgewachsen sind. Meine Oma hat da überhaupt kein Verständnis für. Die ist noch die Generation, in der man sich nicht hätte scheiden lassen dürfen, weil man keinerlei Unterhalt bekommen hätte und sie selbst keine Ausbildung hatte, weil ihr Ehemann das nicht wollte. Deswegen versteht sie die Probleme von heute einfach nicht, weil die noch mit ganz anderen Problemen umgegangen ist als wir.
Meine erweiterte Familie ist enorm christlich und enorm konservativ. Die haben auch mit Frauen generell ihre Probleme, gerade in der Religion werden Frauen ja eher minderwertig dargestellt, oder dass die Männer zumindest mehr wert sind. Und die halten sich da schon arg dran. Wenn man die fragt: „Warum gibt’s in der katholischen Kirche keinen weiblichen Pastor?“, dann sagen die: „Weil Frauen, während die ihre Periode haben, doch auch gar nicht in die Kirche dürfen, dann dürften die ja eine Woche lang gar nicht arbeiten.“ Damit hat sich diese Diskussion dann auch erledigt. Meine Familie ist noch sehr, sehr dörflich und hat deswegen auch noch Ansichten von Frauen, wie die schon seit Jahren nicht mehr aktuell sein sollten. Denen fehlt der Draht zu globaleren Ansichten, die sind nicht wirklich im Internet unterwegs, die haben, wenn überhaupt mal, Fernseher und Radio an. Und wenn man dann in den Mainstream-Medien nix darüber hört, dann können die Ansichten darüber auch nicht wirklich geändert werden, dann bleibt das so wie es vor 50 Jahren war.

Fühlst du dich in deinem Alltag gleichberechtigt?

Nein. Es gibt immer verschiedene Ebenen, was das angeht. Gerade in der Uni, da erinnere ich mich immer sehr gern an meine Einführungswoche, wo der Professor sagte: „Liebe Herren, gucken Sie mal links, gucken Sie mal rechts; die Damen, die Sie sehen, sind am Ende des ersten Jahres weg.“ Und ich saß da und hab’ gedacht: Schön, dass in der Einführungswoche zu hören, wenn man sowieso von allen gesagt bekommt, das alle abbrechen. Aber dort wurde man dann wirklich als Frau rausgenommen – und es gab sowieso sehr wenig Frauen in dem Hörsaal; etwa 20, 30 Frauen und hunderte Männer – und wurde von allen angestarrt, nach dem Motto: „Du bist hier, weil du dir entweder einen Ehemann suchst, der später mal viel Geld verdient oder weil du hier reingerutscht bist und gar nicht weißt, was Informatik wirklich ist.“ Und das ist auch ein Trend, der sich über die Jahre hinweg durchgezogen hat. Als Frau war man als Gruppenpartnerin für Informatik-Projekte immer weniger beliebt als die Männer, weil alle davon ausgingen, dass sie einfach besser programmieren konnten. Wenn man dann gewählt wurde, dann war man diejenige, die dann die Dokumentationen schreiben oder die Präsentationen halten musste. Für mich persönlich war das nicht so schlimm, weil ich ja Technik-Kommunikation studiere, aber da fühlt man sich natürlich trotzdem nicht ernst genommen von seinen Mitstudenten.
Mit Kommilitonen rede ich auch schon mal über aktuelle Sachen. Als zum Beispiel vorne auf der „Bild“-Zeitung auf der ersten Seite das Frauenbild von Flüchtlingen gezeigt wurde, „Wie kann man das ändern, das ist so schlimm!“, und im Rest der „Bild“ waren nackte Frauen zu sehen und ziemlich sexistische Sachen. Darüber haben wir gesprochen und da merkte man, dass die eine komplett andere Meinung dazu haben. Die meinen, es wäre gut, dass Frauen sich hier ausziehen können, dass sie die Möglichkeit haben, nackt rumzulaufen. Aber haben die Frauen das wirklich so entschieden, weil das deren persönliche Meinung war, oder sind die da vielleicht auch gesellschaftlich hingedrückt worden, sich so zu kleiden oder nicht zu kleiden? Da kommt man von ganz unterschiedlichen Standpunkten her und meine Kommilitonen verstehen das zum Teil einfach überhaupt nicht, weil die einfach ihr ganzes Leben lang erzählt bekommen haben, dass die der Mittelpunkt der Welt sind. Da ist dann eine Barriere, die ganz schwer zu durchbrechen ist.


Im familiären Umfeld ist meine Familie da eigentlich cool, aber als Frau wird man schon deutlich häufiger angesprochen, wann man denn heiraten und Kinder kriegen möchte, ob man nicht langsam Angst hat, dass die biologische Uhr anfängt zu ticken. Wohingegen mein Bruder, der älter ist als ich, sich nicht dieselben Fragen anhören muss. Und auch generell hat man viele kleine Momente, wo man immer wieder denkt: Wenn ich jetzt ein Typ wäre, müsste ich mir das nicht anhören. Von den großen Sachen bin ich Gott sei Dank verschont worden, also es gibt ja durchaus immer noch Länder, in denen man als Frau einfach keinen Zugang zu Bildung hat. Diese Diskriminierung hab‘ ich nicht erfahren.
Obwohl ich mal nach Hause geschickt wurde, weil mein BH-Träger zu sehen war, in der 7. Klasse auf der Realschule. Am Nachmittag wollte ich zu einem Konzert von einer Boyband fahren, und weil es bei Konzerten immer super heiß ist, hatte ich ein Top an. Das fand mein Klassenlehrer doof und hat gesagt: „Da sieht man aber zu viel von deinem BH, du musst nach Hause gehen dich umziehen.“ Da hab‘ ich gesagt: „Ich kann niemanden anrufen, meine Eltern arbeiten beide, wie soll ich jetzt nach Hause kommen?“ Darauf er: „Dann gehst du halt ganz nach Hause und kommst einfach nicht wieder.“ Dann bin ich nach Hause gegangen. Wenn es richtig heiß war, dann saßen die Typen da auch ohne T-Shirt rum, und bei mir sah man einen BH-Träger und es war direkt das Ende der Welt. Da bin ich immer noch ein bisschen sauer, dass ich damals noch nicht mehr über Feminismus wusste, weil dann hätte ich viel besser Konter geben können. Aber ich war erst 13. Ich hätte natürlich sagen sollen, inwiefern dieser BH-Träger das Lernumfeld meiner Mitschüler stören würde, dass die sich da davon nicht ablenken lassen sollten. Da ist dann mein schulischer Erfolg für den von den Typen geopfert worden. Und auch sonst gibt es Lehrer, die haben sich Mädchen gegenüber anders verhalten als Jungs. Wenn man dann mal ein Problem hatte, wurde man gefragt: Ist die Zeit im Monat? Weil man sich über etwas aufregte. Und auch bei Mitschülern, wenn dann die Hormone überall rumflogen, dann ist man schon öfters mal angegrapscht worden. Aber ich glaube, das passiert leider so gut wie jeder Frau.
Wenn man abends rausgeht, kriegt man auch öfters was zu hören. Das kommt aber auch drauf an, wie betrunken die Leute sind. Es passiert fast jedes Mal, wenn man mit einer Gruppe von Frauen unterwegs ist oder alleine als Frau, dass man einen blöden Spruch kassiert nach dem man nicht gefragt hat, oder jemand in der Gruppe angefasst wird obwohl sie nicht angefasst werden wollte. Und wenn man „Nein“ sagt und das ignoriert und trotzdem weiter abgebaggert wird. Das sind so Sachen, mit denen man sich als Frau fast schon abgefunden hat, obwohl die eigentlich total scheiße sind.
Als Fan kommt man auch mit Sexismus in Kontakt. Als weiblicher Fan wird man sowohl in typisch weiblichen Fanräumen – wie Boybands, Romanzen – als auch in typischen männlichen – wie Science Fiction, Fantasy, Gaming – nicht ernst genommen. Als Boybandfan wird man belächelt und als „verrücktes Fangirl“ dargestellt, das nur Fan ist, weil es den Sänger heiraten möchte. Wenn man sagt, dass man Fan von Star Wars ist, bekommt man unzählige technische Fragen gestellt um zu beweisen, dass man auch wirklich ein Fan ist und nicht ein „fake female geek“. In Spielen musste ich oft besser sein als meine männlichen Mitspieler, um ernst genommen zu werden, obwohl ich manche Spiele nur aus Spaß spielen wollte und nicht als Wettbewerb. Frauen haben außerdem oft eine eigene Weise, wie sie Fans sind. Männer konservieren – mit Sammlerstücken, Protesten gegen Remakes und Fortsetzungen -, wohingegen Frauen oft kreative Fans sind, die das Fanobjekt aktiv verändern. Fanfiction ist dabei ein großes Thema und eine Art des feministischen Aktivismus. Frauen werden in Filmen, Serien, Spielen immer noch unzureichend oder schlecht repräsentiert, weshalb sie mit Fanfiction einen eigenen Weg gefunden haben, Repräsentation in die Geschichte zu bringen. So schreiben Frauen Geschichten, in denen Captain Kirk oder Sherlock Holmes Frauen sind, oder sie fügen eigene weibliche Charaktere in bestehende Geschichten ein. Männer machen das weniger, da sie in den Geschichten bereits repräsentiert sind und daher nicht den Drang haben, etwas zu verändern.

Wie nimmst du den Ruf des Feminismus in Deutschland wahr?

Da ich sehr viel international unterwegs bin, ist die Frage, inwiefern man den deutschen Feminismus konkret einschätzen kann. Er hat hier einen relativ schlechten Ruf. Aber ich würde auch sagen, dass der in vielen anderen Ländern einen sehr schlechten Ruf hat, deswegen weiß ich nicht, inwiefern die deutsche Stellung jetzt besonders ist im Vergleich zum internationalen. In Amerika wirst du genauso dafür beleidigt oder nicht ernst genommen, wenn du was sagst, wie wenn du hier was sagst. Sobald man in Deutschland auch nur das Wort Feminismus in den Mund nahm, wurde man mit Leuten in einen Topf geworfen, von denen man zum Teil überhaupt nichts wusste oder deren Einstellungen man gar nicht kannte, einfach, weil es nur ein paar große Feministinnen wie Alice Schwarzer gab in Deutschland. Gerade als man jung war und nicht so viele Informationen über das alles hatte, da war das ein bisschen wie ein Angriff, wenn man gesagt hatte, man war Feministin. Und dann kam auch direkt so etwas wie „Feminazi“, das ist ja auch eine sehr beliebte Beleidigung. Dabei ist dann die Frage, ob es denen in anderen Ländern gar nicht so bewusst ist, was das eigentlich für eine Beleidigung ist. Und ob das als deutsche Frau dann noch mal eine besonders abwertende Bedeutung hatte. Wenn man mit Frauen über Feminismus redet, ist es besser, als wenn man mit Männern darüber redet. Aber man trifft auch genug deutsche Frauen, die dagegen sind, so ist es nicht.
Die Medien an sich sind relativ sexistisch in Deutschland, so die „Bild“ als größte Zeitung, wo dann auf ungefähr der Hälfte der Seiten nackte Frauen abgebildet sind oder wo sich über das Äußere von Frauen lustig gemacht wird. Im Mainstream ist der Feminismus immer noch eine Grenzerscheinung. Da wird man immer noch marginalisiert, obwohl es eigentlich der Mainstream sein sollte, dass man sagt: Alle sind gleich. Aber so sind wir halt nicht.

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