Uta Göbel-Groß

Alter: 58 Beruf: Künstlerin, Kunst-Dozentin Wohnort: Herzogenrath Geburtsort: Leipzig

Foto: Christof Erban

Was ist Feminismus für dich?

Feminismus bedeutet für mich, für die Rechte von Frauen in dieser Welt einzutreten. Es geht um Gleichberechtigung und Gleichheit – in Bezug auf gesellschaftliche Stellung, Erlernen eines Berufes, finanzielle Entlohnung, Selbstbestimmung in Religion und Sexualität. Frauen repräsentieren die Hälfte der Spezies MENSCH, die sich lediglich in dem einen Chromosom unterscheiden (XX statt XY). Hier spreche ich als Biologin, die den enormen Unterschied in der Gesellschaft noch nie akzeptiert hat.

Wie äußert sich dein Feminismus?

… wie äußert er sich ??? …
Ich lebe in einer gleichberechtigten Beziehung seit über 30 Jahren. Ich käme nie auf die Idee, dass mein Mann oder mein Sohn mehr Rechte hätten als ich. Wir leben auf Augenhöhe. Ich arbeite in vielerlei Bereichen der Frauenbildung – Workshops für Frauen, Arbeit im FrauenKomm. Gleis1-Herzogenrath, Vorsitzende der Künstlerinnen-Gruppe dreieck.triangle.driehoek e.V. im Raum Aachen (grenzübergreifendes Arbeiten), Mädchenförderung an Schulen. In meiner Kunst arbeite ich zum Thema FRAU – ihre Körperlichkeit, ihre Verletzlichkeit, Erotik, Spiritualität und die Göttin in jeder Frau. In meinem Alltagsleben bin ich ganz ICH – ich fühle mich meiner selbst bewusst und frei. Das gilt auch für meine Körperlichkeit und Sexualität.

Wann hast du dich zum ersten Mal bewusst als Feministin gefühlt? Gab es einen Auslöser?

Das war ein langsamer, schleichender Prozess. Als Kind von Eltern, die in der DDR aufgewachsen sind, die schon immer Gleichberechtigung mehr gelebt hatten als der Westen, wurde ich mit meinem Bruder gleichberechtigt erzogen. Das war selbstverständlich für mich, dass wir den gleichen WERT hatten, in jeder Hinsicht. – Im Studium fingen mich die Themen der Frauenliteratur an zu interessieren. Das Schimpfwort „Emanze“ oder „Feministin“ habe ich immer mit einem Lächeln angenommen, selbst so bezeichnet habe ich mich lange nicht. Heute weiß ich, dass ich feministisch denke und lebe – ich bin für ABSOLUTE Gleichberechtigung von Frau und Mann.

Wie steht deine Familie zum Feminismus?

Es ist kein konkretes Thema, wir leben eine gleichberechtigte Beziehung – mit allen Kompromissen, die ein Alltag manchmal verlangt und nicht immer Rücksicht nimmt. Ich denke, weder Mann noch Sohn fühlen sich durch den Begriff irritiert, angegriffen oder eingeschränkt.

Fühlst du dich in deinem Alltag gleichberechtigt?

Meistens schon – wenn ich meine kleine Welt sehe, in der ich lebe. Aber die Gesellschaft ist anders, tickt anders. – Ich denke, wir sind noch immer nicht, noch lange nicht gleichberechtigt in dieser unserer Zeit. Männer versuchen, ihre Macht und Machtstrukturen zu erhalten. Frauen werden beruflich gezwungen, sich der Männerwelt mit ihren Machenschaften und Strukturen anzupassen. Erst langsam scheint es Frauen zu geben, die IHRE EIGENE ART machtvollen Arbeitens umzusetzen fähig sind. – Das gilt für Beruf UND Auftreten in der Öffentlichkeit. Aber ich bin totale Optimistin, dass dies noch Zeit braucht und engagierte Frauen, die weitermachen, wo unsere Mütter begonnen haben.

Wie nimmst du den Ruf des Feminismus in Deutschland wahr?

Für mich ist der „Ruf des Feminismus“ zur Zeit wenn, dann nur sehr leise vernehmbar. Das Projekt ONE BILLION RISING hat mich sofort begeistert und motiviert mitzumachen. – Wir sind die Hälfte der Welt, wir sollten das im Bewusstsein haben, wir sollten das leben, immer und überall. Seit Jahren erzählen mir junge Frauen, dass Feminismus nicht mehr nötig sei – wir seien doch bereits gleichberechtigt. (Wie viele dieser jungen Frauen mussten erfahren, dass sich dieses Gefühl nivelliert, wenn sie mit Kindern alleingelassen oder sogar als Alleinerziehende zurückgelassen werden, wenn sie nicht die gleichen Berufschancen haben etc.) Ich kenne einige neuere Bücher von jetzt jungen Autorinnen, in denen erneut für die Ideen von Feminismus geworben wird. Manches Rad scheint erneut erfunden werden zu müssen. Manches Argument verstehe ich aus meiner Sicht nicht mehr (werde bald 59). Aber anderes finde ich neu und peppig und spannend.
ICH WÜNSCHTE MIR MEHR UND WIEDER EINE NEUE DISKUSSION UM DIE GLEICHBERECHTIGUNG!!

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